Effektives Testing ist ein umfangreicher Prozess. Um Qualität im gesamten Projekt sicherzustellen, sollte das ganze Projektteam eingebunden sein, denn jede Rolle und Perspektive bringt hier einen Mehrwert. Wie läuft so ein Testing-Zyklus ab?
Das Testing Kick-off
Und alles beginnt mit einem Story-Ticket… in der Qualitätssicherung arbeiten viele unterschiedliche Rollen zusammen – von Product Ownern über Entwickler:innen und UX-Designer:innen bis hin zum QA-Team. Jede dieser Rollen bringt ihre eigene Sichtweise, Expertise und Prioritäten mit. Gerade deshalb ist es wichtig, klare Prozesse und Verantwortlichkeiten im Bereich Qualitätssicherung zu etablieren – im Optimalfall durch eine schriftliche Dokumentation via Ticket, das alle Verantwortlichen involviert:
Das Scrum-Team
Product Owner und Product Manager:innen
Wir kennen es: Product Owner und Manager:innen haben meist einen vollen Terminkalender. Trotzdem können sie die Testaktivitäten auf verschiedene Weise effektiv unterstützen:
Klar definierte, testbare Stories schreiben: Methoden wie INVEST helfen dabei, den ersten manuellen Qualitätsschritt in optimaler Form bereitzustellen.
Story-Refinement mit dem Team: Der Austausch im Team fördert den Wissenstransfer und ein gemeinsames Verständnis vom Endergebnis.
Akzeptanztests: Product Owner können die wichtigsten Business-Fälle manuell testen, um die Kernfunktionalität abzusichern.
UI/UX-Designer:innen
UI/UX-Teams spielen eine entscheidende Rolle in der Qualitätssicherung. Ihre Designs bilden die Grundlage für Nutzbarkeit und Funktion des Endproduktes.
Genaue Spezifikationen liefern: Das Bereitstellen der richtigen Maße und Formate von Modulen und eines responsiven Layouts bilden die visuelle Grundlage.
Barrierefreiheit sicherstellen: Digitale Barrierefreiheit ist ab Juni 2025 Pflicht und ist damit zentrales Thema für Qualität und Business-Erfolg. Mehr zu den neuen gesetzlichen Accessibility-Vorgaben erfahren Sie hier.
Regelmäßige Developer Reviews: Besonders bei UI-lastigen Features sollten die Designer:innen einbezogen werden um zu prüfen, ob alles korrekt umgesetzt wurde.
Das Tech-Team
Backend-Entwickler:innen
Backend-Entwickler:innen sind die Ersten, die mit dem Code arbeiten – und damit auch die erste Qualitätskontrolle auf Codeebene. Ihre Aufgaben:
Unit-Tests schreiben: Unit-Tests bilden die erste Ebene der Testautomatisierung und Qualitätssicherung durch die Entwickler.
API-Tests erstellen: Jede API sollte mindestens einen Testfall haben. Diese können auch vom QA-Team erstellt und genutzt werden.
Code Reviews durchführen: Bei Code Reviews überprüft ein:e zweite:r Entwickler:in den ursprünglichen geschriebenen Code. Hinweis: Dieses Verfahren ersetzt keine manuellen Tests.
Smoke Tests ausführen: Ein Smoke Test besteht in der Regel aus einer Reihe von Tests, die die Hauptfunktionalitäten einer Anwendung prüfen. Sollte der Smoke Test nicht ausreichen, empfiehlt es sich, in Abstimmung mit dem QA-Team weitere Tests zu definieren.
Frontend-Entwickler:innen
Auch im Frontend beginnt Qualität mit Tests:
Unit-Tests: Es sollte mindestens ein Test pro Komponente stattfinden.
Integrationstests: Kombinationen von Komponenten werden in enger Zusammenarbeit mit dem QA-Team ebenfalls geprüft – idealerweise automatisiert.
Code Review und Smoke Testing: Wie beim Backend empfohlen. (s.o.)
System- und End-to-End-Tests: Dies ist meist Aufgabe des QA-Teams, aber enge Zusammenarbeit ist hier entscheidend. Es gilt: „Teste, was gebraucht wird“.
Tipp: Eine enge Abstimmung zwischen Frontend-, Backend- und QA-Team ist der Schlüssel für nachhaltige und effektive Testautomatisierung.
Das Quality-Assurance-Team (QA)
Strategische Qualitätssicherung: QA hilft allen Rollen, ihre Aufgaben zur Qualitätssicherung über den gesamten Entwicklungszyklus hinweg umzusetzen.
Maximale Transparenz: QA sorgt dafür, dass der Teststatus und der Qualitätsstand der Software klar kommuniziert werden.
Die Relevanz des QA-Teams wird oft unterschätzt, weil es „nicht so viel Code schreibt wie die Entwickler:innen“. Dabei sorgt es dafür, dass das ganze Team während des gesamten Entwicklungsprozesses gut in die Qualitätssicherung eingebunden ist – zusätzlich zu seinen eigenen Aufgaben wie manuelle und automatisierte Tests.
Ein wichtiger Teil der Arbeit des QA-Teams ist es, für Transparenz im Testprozess und beim Stand der Softwarequalität zu sorgen. Nach einer Analyse des Projekts, in der die Teststrategie festgelegt wird, ist einer der wichtigsten Schritte für das QA-Team die Erstellung einer effizienten und stabilen Testautomatisierung.
Auf den unteren Testebenen werden dabei noch keine echten Nutzerdaten verwendet. Stattdessen kommen gezielt konstruierte Testdaten zum Einsatz, die typischen Anwendungsfällen nachempfunden sind. Diese Daten orientieren sich an realistischen Szenarien, ohne personenbezogene oder produktive Informationen zu enthalten.
Der Aufbau von Testautomatisierung
Eine der wichtigsten Aufgaben des QA-Teams ist der Aufbau einer stabilen, effizienten Testautomatisierung. Die wichtigsten Kriterien dabei sind:
Die Übereinstimmung mit realen User Journeys
Tests für den Continuous Integration und Delivery Prozess
Der Einsatz der richtigen Tools und Technologien
Die Gewichtung und Reihenfolge der Tests (Fokus auf Unit-Tests, dann Integrationstests, dann Systemtests)
Die folgende Grafik macht deutlich: Automatisierte Tests erfordern anfangs einen höheren Aufwand, zahlen sich jedoch langfristig aus. Dabei geht es weniger um die reinen Testläufe selbst – diese sind meist effizient – sondern vielmehr um den initialen Gesamtaufwand für die Einrichtung einer funktionierenden Testautomatisierung.
Dieser beginnt bereits bei der Art und Weise, wie Entwickler ihren Code strukturieren, setzt sich fort über den zusätzlichen Aufwand für Unit-Tests und reicht bis hin zu infrastrukturellen Herausforderungen, etwa durch Firewalls zwischen Systemen.

Hinweis: End-to-End-Tests beziehen externe Systeme ein und prüfen oft geschäftskritische Abläufe – z. B. ob eine Bestätigungs-E-Mail nach dem Checkout korrekt ankommt.
End-to-End Tests
Eine weitere wichtige Ebene der Testautomatisierung sind die sogenannten End-to-End-Tests. Sie testen komplette Abläufe – oft auch unter Einbeziehung externer Systeme. Ein Beispiel dafür ist die Prüfung des E-Mail-Versands nach einem abgeschlossenen Checkout. Je höher die Teststufe, desto aufwändiger wird es: Die Umsetzung wird komplexer, und die Ausführung dauert länger. Das sollte man bei der Planung unbedingt mitbedenken.
Die Vorstellung, alle Testfälle komplett zu automatisieren, klingt zwar verlockend – ist aber in der Praxis selten realistisch. Der Aufwand und die Kosten wären oft zu hoch. Deshalb ist es wichtig, die Testautomatisierung gezielt und gut abgestimmt einzusetzen.
Diese Erkenntnis führt uns zum zweiten großen Aufgabenbereich des QA-Teams: dem manuellen Testen.
Manuelles Testen bleibt wichtig
Trotz Automatisierung ist manuelles Testen unverzichtbar – dies kann in drei Methoden unterteilt werden:
Frühzeitige Beteiligung: QA sollte an Refinement- und Estimation-Meetings teilnehmen, um Risiken frühzeitig zu erkennen.
Exploratives Testen: Hier werden oft Usability-Probleme oder Sonderfälle entdeckt, die automatisierte Tests übersehen.
Coaching & Strategie: Moderne QA-Fachkräfte sind auch Teststrateg:innen und Coach für Qualität im Team.
Detaillierte Insights zum automatisierten und manuellen Testing finden Sie hier.
Von der Testphase zum Quality Lifecycle
Testen ist keine Phase mehr – es wird zu einem kontinuierlichen Agilen Quality Lifecycle.
Fazit: Testing ist keine Raketenwissenschaft – vorausgesetzt, alle machen mit. Und behalten Sie immer im Hinterkopf: Kein System ist fehlerfrei – aber als Team kann man diesem Ziel erstaunlich nahe kommen.
Wir unterstützen Sie gern bei Ihren Testing-Prozessen – von der Strategie und Planung bis zur Umsetzung.