Klassische Vertriebswege wie Messen, Kundendialoge, Produkt-Demos und B2B-Advertising sind die Basis für erfolgreichen B2B-Handel. Kann das Metaverse diese Kanäle in eine virtuelle Welt übertragen?
Um diese Frage zu beantworten, folgt ein kurzer Deep Dive in den Begriff Metaverse: Er wurde 1992 zum ersten Mal im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson genutzt. Das Metaverse umschrieb hier eine virtuelle Welt, die ausschließlich mit einer VR-Brille zugänglich ist und die physische Realität imitiert.
Heute beschreibt der Begriff Metaverse ein technologisches Konzept, das die digitale und die physische Realität miteinander verschmelzen lässt. Das Metaverse ist also eine virtuelle Welt, in der Nutzer:innen miteinander interagieren können – dies geschieht mit Hilfe immersiver Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). In dieser digitalen Umgebung können User:innen über Avatare miteinander kommunizieren, Veranstaltungen besuchen, Online-Games spielen und vieles mehr. Das Metaverse bietet bislang also vor allem eines: Unterhaltung. Und welches Potenzial hat es für die B2B-Beschaffung?
Metaverse Economy
Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die immersive Formate in ihre Absatzkanäle einschließen, lässt sich unter dem Begriff Metaverse Economy zusammenfassen. Ist das noch Zukunftsmusik? Fakt ist: AR und VR werden als Marketing-Kanäle bereits von vielen Brands – vornehmlich im B2C – eingesetzt, um immersive Erlebnisse und Kaufimpulse für die Zielgruppe zu schaffen. Mehr dazu erfahren Sie hier. Ist das Übertragen von B2B-Prozessen ins Metaverse der nächste Schritt?
Zugegeben, es ist eine absurde Vorstellung, dass zwei Avatare mit einem Händedruck einen juristisch geltenden Geschäftsvertrag abschließen. Das ist heute (noch) nicht die Realität. Aber: Wir haben in den letzten Jahren die Entwicklung verfolgt, dass traditionelle B2B-Kanäle immer mehr von der Digitalisierung beeinflusst wurden. Sogar in sehr traditionellen und historisch gewachsenen Branchen, wie der Automobilindustrie, spielen sich Vertriebs- und Beschaffungsprozesse zunehmend digital ab. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Für B2B-Entscheider:innen sind Meetings via Teams und Demos in Form von Webinaren zum Standard geworden – diese Entwicklung war vor ein paar Jahren noch nicht absehbar. Digitale Kommunikation und B2B-Prozesse sind also bereits Realität und die Haltung zu derartigen Innovationen hat sich gewandelt.
Das Metaverse könnte also der nächste Schritt in der digitalen Transformation der B2B-Beschaffung werden – für einige Prozesse bieten immersive Technologien tatsächlich enormes Potenzial.
Virtuelle Messen und Veranstaltungen
Messen und Events, die ausschließlich im Metaverse stattfinden, können zu einem effizienten Beschaffungs-Tool werden. Diese digitalen Veranstaltungen bieten einige starke Vorteile gegenüber klassischen Messen und Konferenzen:
Höhere globale Reichweite: Virtuelle Events sind für Teilnehmende aus der ganzen Welt zugänglich. B2B-Unternehmen können so ein internationaleres Publikum erreichen, ohne physisch an verschiedenen Veranstaltungsorten präsent sein zu müssen. Dies eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten und erweitert den potenziellen Kundenstamm erheblich.
Stärkere Kosteneffizienz: Virtuelle Events sind meist kostengünstiger als physische Veranstaltungen. Unternehmen sparen Reisekosten, Standmieten und Druckmaterialien. Dies ermöglicht es Organisationen, ihr Marketingbudget effizienter einzusetzen – beispielsweise in der Optimierung ihrer Webpräsenz, interaktiven Content oder in ein stärkeres Employer Branding.
24/7-Zugriff: Das Metaverse ist rund um die Uhr verfügbar – Teilnehmende können virtuelle Events also besuchen, wann immer es für sie am besten passt. Das ist ein großer Vorteil für internationale B2B-Unternehmen, die in verschiedenen Zeitzonen tätig sind. Um die Kundenbetreuung im Metaverse rund um die Uhr zu gewährleisten, kann Künstliche Intelligenz in Form von Bots eingesetzt werden.
Interaktive Präsentation: Im Metaverse können Unternehmen interaktive Präsentationen, Produktvorführungen und Workshops durchführen. Dies ermöglicht es B2B-Organisationen, Produkte und Dienstleistungen auf eine lebendige Weise zu präsentieren. Denken wir zum Beispiel an einen Baumaschinenhersteller: Dieser kann seine Maschine virtuell von oben, unten und allen Seiten – also in einer 360°-Ansicht zeigen. Diese 360°-Ansicht ist auch für die Darstellung von Produkttechnik hilfreich – so lässt sich zum Beispiel ein Auto visuell in alle Bauteile zerlegen und wieder zusammensetzen. Anders als in einem Webinar kann so die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden besser gehalten und stärkere Emotionen bei der Zielgruppe geweckt werden.
Datenanalyse und Lead-Generierung: Virtuelle Events im Metaverse ermöglichen es, detaillierte Informationen über das Verhalten der Teilnehmenden zu sammeln. Diese Daten können zur Lead-Generierung und zur Verbesserung des Marketingfokus genutzt werden. Unternehmen können so besser verstehen, welche Interessen die Zielgruppe hat und wie sie ihr Produktangebot anpassen können.
Umweltfreundlichkeit: Virtuelle Veranstaltungen tragen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Organisationen bei, da sie keine Reisen oder den Aufbau physischer Stände und die Produktion von Werbemitteln erfordern. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein rückt seit einigen Jahren immer mehr in den Fokus von Unternehmen und deren Kunden und ist bei vielen Organisationen bereits ein wichtiger Teil der Strategie.
Vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten: Virtuelle Veranstaltungen bieten zahlreiche Kommunikationskanäle, darunter Chat, Videoanrufe und Foren. So können B2B-Unternehmen direkt mit potenziellen Kund:innen, Geschäftspartner:innen und Branchenexpert:innen in Kontakt treten. Diese Kanalvielfalt fördert die Bindung der Zielgruppe und Partnerunternehmen und erleichtert den Wissensaustausch enorm.
Erweiterung der Markenpräsenz: Die Teilnahme an virtuellen Events trägt dazu bei, die Markenpräsenz zu stärken. Unternehmen können sich als Innovatoren und Marktführer positionieren, indem sie sich in dieser neuen Form der Geschäftskommunikation als Early Adopter präsentieren. Voraussetzung: Die User Experience muss durchweg positiv sein – ansonsten kann es der Brand eher schaden als nutzen.
Was ist wichtig für den Einstieg ins Metaverse?
Die Integration von B2B-Prozessen ins Metaverse erfordert eine sorgfältige Planung und eine vorab definierte Strategie. Mit Hilfe dieser Checkliste lassen sich konkrete Schritte planen, um B2B-Prozesse künftig auch im Metaverse ausführen zu können:
✓ Verständnis des Metaverse
Zuerst sollten Sie das Konzept des Metaverse und seine verschiedenen Komponenten verstehen, darunter Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und andere 3D-Technologien. Nur mit einem hohen Grad an Expertise können Sie die richtigen Entscheidungen für Ihre Präsenz im Metaverse treffen.
✓ Ziele festlegen
Definieren Sie klare Ziele für Ihre Prozesse im Metaverse. Überlegen Sie, ob und wie Sie Ihr Unternehmen dort vermarkten: Möchten Sie Schulungen anbieten, Konferenzen abhalten oder Geschäftsbeziehungen aufbauen?
✓ Aufbau von Ressourcen und Expertise
Sie benötigen Fachleute und Ressourcen, um erfolgreich im Metaverse aktiv zu sein. Dies kann das Rekrutieren von VR/AR-Entwicklern, 3D-Designern und anderen Spezialist:innen erfordern. Überlegen Sie, ob Sie internes Fachwissen aufbauen oder auf externe Dienstleister zurückgreifen möchten.
✓ Erstellung von neuen Content-Formaten
Erstellen Sie ansprechende und relevante Inhalte für das Metaverse. Dies können 3D-Modelle, virtuelle Schulungsmaterialien, Produktpräsentationen oder virtuelle Messestände sein.
✓ Interaktion und Engagement
Aktives Engagement ist entscheidend. Treten Sie mit anderen Unternehmen und potenziellen Kund:innen im Metaverse in Kontakt, nehmen Sie an virtuellen Konferenzen teil und nutzen Sie die Interaktionsmöglichkeiten, die das Metaverse bietet, strategisch.
✓ Datenerfassung und Analyse
Setzen Sie ein umfassendes Tracking auf und sammeln Sie Daten über alle Aktivitäten und Interaktionen mit Ihrem Unternehmen im Metaverse. Diese Daten helfen Ihnen dabei, den Erfolg Ihrer B2B-Präsenz zu messen und Anpassungen vorzunehmen.
✓ Datenschutz und Sicherheit:
Achten Sie darauf, Datenschutz und Sicherheitsrichtlinien im Metaverse einzuhalten, insbesondere wenn Sie Geschäftsdaten und persönliche Informationen von Kund:innen oder Partnerunternehmen verarbeiten.
✓ Die Auswahl der Technologie:
Abgestimmt auf Ihre Ziele und Ressourcen, ist die Auswahl einer geeigneten Technologieplattform der erste Schritt auf dem Weg ins Metaverse. Das kann von der Nutzung bestehender VR- und AR-Software bis zur Entwicklung eigener Anwendungen reichen.
Die Entscheidung für die richtige Technologie erfordert sorgfältige Überlegung und Planung und kann viele Fragen zu unterschiedlichsten Themen, wie Skalierbarkeit, Flexibilität und Schnittstellen-Anbindung aufwerfen. Es ist in jedem Fall hilfreich, den Metaverse-Markt im Auge zu behalten und sich ggf. den Rat von Expert:innen einzuholen, da kontinuierlich neue Technologien und Plattformen auf den Markt kommen.
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